Initiiert durch eine spontane musikalische Aktion in Guben zu Beginn des Jahres hoffen wir in Zukunft noch weitere Aktionen dieser Art anbieten zu können.

1. Ein musikalischer Nachmittag für Flüchtlinge in Guben am 7. März 2015

 

 Am 7. März 2015 fand in der an der Neiße gelegenen brandenburgischen Grenzstadt Guben ein Aufmarsch rechter Gruppierungen gegen ein Flüchtlingsheim statt. Die Stadt wollte diesmal, unabhängig von den genehmigten Gegenaktivitäten zum Schutz des Heims, der Anfeindung eine positive Initiative entgegensetzen. In dem alten Gaswerk, das unter anderem auch die städtische Musikschule beheimatet, sollte ein fröhlicher Nachmittag bei Kaffee und Kuchen sowie mit diversen, gemeinschaftsfördernden Aktivitäten veranstaltet werden. Auch die Musikschule wurde sehr kurzfristig gebeten, sich doch an der Aktion zu beteiligen. So landete der Wunsch nach einer musikalischen Gestaltung bei mir, denn für die Einstudierung komplexerer Formationen blieb kein Organisationsspielraum mehr.

Da ich weder wusste, um wie viele Personen es sich handelte, noch die Altersstruktur bzw. die Herkunftsländer kannte, entschloss ich mich, ein kleineres Programm für Kinder und eines für Jugendliche und Erwachsene vorzubereiten, bestehend aus kleinen Rhythmusgruppierungen und einfachen meist afrikanischen Liedern, die keinen großen Lernaufwand bedeuteten.

Entgegen der Annahme der Initiatoren nahmen sehr viele Flüchtlingsfamilien an der Veranstaltung teil.

Nach der Begrüßung und Einladung, sich aktiv musikalisch zu beteiligen, fand sich schnell eine Gruppe von Kindern, meist im Vorschulalter, bei mir ein. Ein ca. fünfjähriger Junge, der schon sehr gut deutsch sprach, stellte sich spontan als Dolmetscher zur Verfügung und übersetzte, sehr zur Freude der anwesenden Familien, meine Anweisungen ins Arabische. Drei kleine Lieder waren schnell gelernt, die begeistert mit orffschen Instrumenten begleitet wurden.

Durch die Freude ihrer Kinder angesteckt, formierte sich im Anschluss auch rasch eine Gruppe musizierwilliger Erwachsener.

Mir fiel auf, wie sehr Musik, vor allem ihr rhythmischer Aspekt, in den jeweiligen Herkunftsländern verankert sein muss – es entwickelte sich eine kreative Spielfreude, die ich nie erwartet hatte. Meine Rolle als Anleiter konnte ich rasch abgeben, denn es wurde unmissverständlich klar, dass die aus ihrer Heimat Vertriebenen selbst aktiv ihre Musik gestalten wollten, als hätten sie auf einen Moment, einen Raum gewartet, sich endlich ausdrücken zu können.

Es entstand ein musikalisches Feuerwerk voll spannender Dialoge in unterschiedlichen Formationen, Rhythmen und Klangfarben. Die Vielfältigkeit der Anwesenden wurde zu einer Quelle musikalischer Inspirationen – eine farbenreiche spontane Improvisation.

Diese Erfahrung zeigt einmal mehr, wie wertvoll und nachdrücklich die Einrichtung und Gestaltung musikalischer Ausdruckräume in der Flüchtlingsarbeit sind!